Am 16. Mai hat sich der Verkehrsausschuß – dank einer CSU-Anfrage – mit der wohl grössten Herausforderung für den Dachauer Verkehr in den kommenden Jahren beschäftigt:
Der Kreuzung Alte-Römer-/Bajuwaren-/Schleißheimer-Strasse, von Anwohnern auch ‚ABS-Kreuzung‘ genannt.
Zunächst kam die erfreuliche Nachricht:
Die ABS-Kreuzung – Dachaus wichtigstes Tor nach Osten und zum Flughafen – kann durch weiter optimierte Ampelsteuerung ’noch mehr als die derzeitigen 35.000 KFZ pro Tag‘ bewältigen.
Weniger erfreulich dann aber die Frage eines Stadtrates, ‚ob mit der Ostumfahrung der Kreuzungsausbau nicht überflüssig würde‘.
Offenbar war nicht allen Experten im Verkehrsausschuß die ‚aktualisierte Verkehrsuntersuchung zur Nord- und Ostumfahrung Dachau/Südumfahrung Hebertshausen‘ bekannt.
Dieser Bericht (Juni 2018) wurde im Auftrag der Stadt erstellt, um die Auswirkungen der geplanten Umgehungsstrassen auf den Verkehr in Dachau im Jahre 2030 zu berechnen.
Die Zahlen zur Verkehrsentwicklung auf den Strassen rund um die ABS-Kreuzung in den nächsten 10 Jahren sind eindrucksvoll.
Die an der Schleissheimer Strasse beschlossenen 22 Ha Gewerbegebiete werden im Bereich der ABS-Kreuzung 11.000 KFZ-Bewegungen generieren (Planfall 1, Seite 11). Für die neu geplanten 31 Ha Gewerbegebiete am Schwarzen Graben rechnet der Bericht dort mit weiteren 9.500 KFZ Fahrten (Planfall 2, Seite 18) – mindestens.
Weitere Verkehrbelastungen sind vom Seeber Gewerbegebiet zu erwarten. Die Annahmen zur Verkehrsberechnung entsprechen ‚maschinenintensiver Produktion‚, genehmigt wurde jedoch maximale Bürobebauung. Bei Nutzung des Baurechts kann hier bis zu 5 mal mehr Verkehr entstehen als geplant.
Im Bereich der ABS-Kreuzung muss daher mit mindestens 20.000, vermutlich aber 30.000 zusätzlichen KFZ-Bewegungen gerechnet werden.
Die Umgehungsstrassen bringen – wider Erwarten – weitere schlechte Nachrichten für die ABS-Kreuzung.
Zwar senken beide Varianten für ‚Nord-/Ost-Umgehung Dachau & Südumgehung Hebertshausen‘ (Planfall A, Seite 22 und Planfall B, Seite 27) das Verkehrsaufkommen auf der Alte-Römer-Strasse und die Belastung der Bajuwarenstrasse bleibt gleich. Die Verkehrsbelastung auf der ohnehin mit Abstand am meisten belasteten Schleißheimerstrasse steigt aber durch Verkehrsverlagerungen weiter an – sogar deutlich über den Wert ohne Umgehungsstrassen.
Die Zahlen machen schwindlig. Ob ein Turbokreisel hilft ?
Die Sitzungsvorlage gibt sich skeptisch: ‚Möglichkeiten zur nennenswerten Verbesserung des motorisierten Individualverkehrs durch … den grundlegenden Ausbau von Knotenpunkten kann die Stadtverwaltung nicht erkennen, weder am betrachteten Knotenpunkt, noch im restlichen Stadtgebiet.‘ Nicht gut, denn auch die Busse stehen im Stau, Bluetooth-Ampelsteuerungen helfen im Kreisverkehr nicht.
Einzig der Ausbau des Radverkehrs ist möglich. Ob das reicht, um tausende von Pendlern täglich in Dachaus neue Gewerbegebiete zu bringen ? Morgens und Abends, Sommer wie Winter, am stehenden Verkehr vorbei, die Abgase ignorierend oder mit Atemschutz, über eine Kreuzung, die dann vermutlich über 50.000 KFZ täglich verkraften muss ? Bilder von früher werden wach. Sieht dann aus bei uns wie in China – vor 20 Jahren.
ANHANG 1: BERECHNUNGEN ZUM LESERBRIEF
Prognosenullfall 1
(geplante Gewerbegebiete, ohne neue Gewerbegebiete & Umgehung)
+ 4600 (Schleißheimer West)
+ 1900 (Alte Römer)
+ 2100 (Schleissh. Ost)
+ 2400 (Bajuwaren)
————
+ 11.000
Prognosenullfall 2
(geplante & neue Gewerbegebiete, ohne Umgehung) vs. Progn.Nullfall 1
+ 1900 (Schleissheimer West)
+ 1200 (Alte Römer)
+ 4000 (Schleissheimer Ost)
+ 2400 (Bajuwaren)
———
+ 9500
Planfall A
(geplante & neue Gewerbegebiete, mit ursprüngl. Umgehung (Nord, Ost, Südumf. Hebertshausen) vs. Progn.Nullfall 1
+ 2100 (Schleissheimer West)
– 400 (Alte Römer)
+ 4600 (Schleissheimer Ost)
+ 2400 (Bajuwaren)
————
+ 8700
Planfall B
(geplante & neue Gewerbegebiete, mit verkürzter Nordumgehung (Nord, Ost, Südumf. Hebertshausen) vs. Progn.Nullfall 1
+ 1900
- 400
+ 4500
+ 2300
———-
+ 8.300
ANHANG 2:
Gevas-Bericht zur Nord/Ostumfahrung
Nicht veröffentlichter Leserbrief von Gerhard Schlabschi und Markus Witte